Wir erwähnen oft den Begriff Budo. Doch was bedeutet dieser eigentlich? Kurz gesagt bezeichnet Budo alle fernöstlichen Kampfkünste, die neben einer körperlichen auch eine innere, spirituelle Wegschulung enthalten. Budo besteht aus den beiden Silben "Bu" und "Do". Hier möchte ich mich dem "Bu" etwas näher widmen. Bu bedeute Kampf, meint allerdings im Budosinn, die Kunst, sich selbst zu besiegen. Man lernt nicht, zu kämpfen, sondern man lernt, nicht zu kämpfen. Am Anfang steht jedoch das Kämpfen lernen, die Ausbildung des technischen Könnens. Diese Stufe wird als "Shu" bezeichnet. Hier gilt es, sich im stetigen Üben seinen körperlichen, äußeren Schwächen zu stellen. Im ständigen Wiederholen einer Form lernt man vordergründig physische und motorische Fähigkeiten wie Ausdauer, Kondition, Geschmeidigkeit und Konzentrationsfähigkeit. Man entwickelt Willenskraft und Selbstdisziplin, Fähigkeiten zum Rollenwechsel, nimmt seine Stärken und Schwächen wahr und erkennt diese an seinem Partner. Im Kontakt mit dem Partner, im Kampf mit ihm, lernt man, sich Konflikten zu stellen und diese angemessen zu lösen. Man lernt Respekt und Verantwortung, aber auch Durchsetzungs- und Entscheidungsfähigkeit. Dabei geht es darum, ohne auf ein konkretes Ziel hinzuarbeiten, ständig an sich zu üben und sich seiner Wut, seinen Ängsten zu stellen und sich Schritt für Schritt weiter zu entwickeln. So entwickelt sich während der Technik- und Formenübungen und der damit verbundenen Auseinandersetzung mit sich selbst, die eigene Identität, der Charakter. Man entwickelt eine Haltung. So gelangt man nach etlichen Übungsjahren in die zweite Stufe "Ha". Hier schaut man nach und nach hinter das Äußere der Technik, versteht deren Sinn und verinnerlicht diesen. So entsteht Freiheit im Handeln und in den Gedanken. Man erkennt, dass ein Sieg über andere nicht wichtig ist, dass man sich nicht beweisen muss, nicht kämpfen muss. Man verinnerlicht wichtige Werte, wie Toleranz, Achtsamkeit, Friedfertigkeit und Demut. Auf dieser Stufe übernimmt man Verantwortung für sein Handeln. Die dritte Stufe "Ri" bezeichnet das Ideal, die Vollendung. Hier gibt es kein Werten mehr, keine Anhaftung. Alles wird so gesehen, wie es ist.
Claudia
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