Mitori-geiko – sehen, nehmen, sonst nichts.
Der Charakter einer Übungsstunde und die Aura eines Aikido-Dojo wird nicht wenig durch Phasen wortloser Konzentration geprägt, in der die Budoka ihre Kampfkunst ausüben. So zumindest ist es der Idealfall und in einem kultivierten Dojo auch die Regel. In japanischen Schulen wird der Budo-Unterricht oft völlig wortlos erteilt. Der Lehrer schweigt und zeigt, die Schülerinnen und Schüler imitieren. Man nennt diese Übungsweise „Mitori-geiko“, wörtlich etwa „Sehen-Nehmen-Training“. Dies trägt nicht nur zu einer konzentrierten Übungsatmosphäre bei. Es wird auch Achtsamkeit und Selbstverantwortung der Budoka geschult. Und es wird der Eindruck vermieden, „das Wesentliche“ könne durch Worte angemessen erfasst werden. Um ein Gleichnis aus der Zen-Tradition zu bemühen: Ein Wort ist wie ein Finger, der auf den Mond zeigt – man muss sich davor hüten, den Finger mit dem Mond zu verwechseln!
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